Dienstag, 23. Dezember 2014

Begegnungsevergreens

Es gibt Begegnungen mit Menschen, die sich immer und immer wiederholen. Mit verschiedenen Menschen.
Zum Beispiel die mit ambitionierten Müttern. Alle Kollegen in diesem Land, auf diesem Kontinent, nein: auf diesem Planeten schlagen vermutlich gleich Hände über Köpfen zusammen. Damit es so kommt gehen wir jetzt ganz gemütlich 'ne sommerliche Runde übern Rummel:

Nicht jeder Kollege geht gern Fußstreife auf der Kirmes. Es ist eng, es ist warm und mit etwas Pech hat man viel mit betrunkenen Pöblern zu tun. Jetzt, am Nachmittag, begegnen uns eher Familien. Die Stimmung ist locker. Hier und da kommt man mit den Menschen ins Gespräch. Ich mag das.

Samstag, 20. Dezember 2014

Weihnachten

Die Tage sind kurz, die Nächte lang und nicht nur deshalb sind die Menschen größtenteils einer gewissen vorweihnachtlichen Hektik erlegen.
In den Städten drängeln sie sich im Shoppingwahn an Glühweinständen und Kaufhauskassen, suchen nach Socken für die Männer und Kochtöpfen für die Frauen und sehnen sich nach den Weihnachten aus ihren Kindheitserinnerungen. Früher war weniger Stress und mehr Lametta.
Nicht nur Ruhe, auch das richtige Winterwetter fehlt uns für die besinnliche Stimmung. Die letzten weißen Weihnachten hier im Dorf liegen schon einige Jahre zurück. Die meisten Verkehrsteilnehmer freut’s, ich wiederum hätte an Schneeflöckchen, Weißröckchen nichts auszusetzen. Dann ist es heller draußen, die Kinder bewerfen die spießigen Rentner aus der Nachbarschaft mit Schneebällen, die Rentner schneefräsen ihre Einfahrten frei, auf den Straßen tuckern die Autos wie am Schnürchen gezogen mit Weihnachtsbäumen auf den Dächern in die freigefrästen Einfahrten. Alles geht ein wenig langsamer vonstatten. Herrlich.
Wenn da nicht die Unfälle wären, die uns auf Trab halten, sobald die ersten Flocken liegen bleiben. In unserer hügeligen Landschaft kommt der Verkehr dann schnell ins Stocken. 

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Vermisste Person

Wie bei eigentlich jedem Einsatz bringt erstmal ein Kollege die anderen auf den  Stand der Dinge:

"Passt auf, ich sag euch ein bisschen was zur Vorgeschichte: Die Vermisste war vorgestern schon einmal weg. Da ist sie morgens abgehauen und abends an der A2 gefunden worden, ungefähr 200km von hier. Da hatte sie sich den Tank leer gefahren und ihr Handy hatte auch kaum noch Saft. Sie hat drei Kinder und irgendwie scheint sie die Trennung von ihrem Ex-Freund nicht zu verkraften. Den ganzen Tag hat sie ihm immer noch pausenlos WhatsApp-Nachrichten geschrieben, dass ihr Leben keinen Sinn mehr hat und sie Schluss machen will. Nach der Geschichte war sie einen Tag in der Klinik. Gestern dann schon wieder entlassen. Heute sollte sie sich eigentlich bei ihrem Psychiater melden; hat sie aber nicht gemacht. Aber gestern hat sie noch bei irgendwelchen Bekannten beim Umzug geholfen. Da lebte sie also noch."

Montag, 17. November 2014

Allgemeine Verkehrskontrolle

Der Eintrag ist, wie ihr schnell merken werdet, ein Rückblick. Es geht um eine (fast) normale Verkehrskontrolle, in der ich etwas Wichtiges gelernt habe. Und vielleicht nehmt ihr ja auch was mit...

Samstag, 15. November 2014

Sarina

Der Spätdienst ist unruhig, mein Telefon rappelt ständig. Zwischen den kleinen und großen Problemen der Menschen nutze ich die kurzen Ruhephasen und lehne mich zurück. Gerade wollte ein Opi wissen, wo er Anzeige wegen Sachbeschädigung erstatten kann. Anschließend standen zwei Kontrolleure mit einem Schwarzfahrer auf der Matte. Dann rief eine Dame an, die ein Aktenzeichen brauchte, der Autofahrer, der sich nach der Winterreifenpflicht erkundigte und die Lehrerin, die auf der Wache stand und drauf pochte, dass sie zu unrecht angehalten wurde. Der ganz normale Wahnsinn halt.
Es bimmelt wieder. In Anbetracht dessen, was sie mir zu erzählen hat,  wirkt die Frau am Telefon ziemlich sachlich. „Meine Tochter Sarina ist abgehauen, ich hab Schiss dass die sich was antut!“ Ich bringe den Schreibtischstuhl in eine aufrechtere Position und mache die Musik aus. „Ok, was für einen Grund könnte sie haben?“ „Mein Mann hat meine Söhne missbraucht. Sarina war mit vor Gericht… wohl doch alles `n bisschen zu viel für sie. Dabei sind wir echt 'n gutes Team. Sarina macht das super!“ Ooooha. Harter Stoff. Während ich mir die Anzeige auf den Bildschirm klicke frage ich bei der Mutter ein paar Eckdaten ab.
Sarina ist gerade 18, wohnt noch Zuhause und hat heute aus heiterem Himmel die Haustür hinter sich zugeschlagen. Jetzt ist sie weg, wohl irgendwo in der Nachbarschaft unterwegs, hoffentlich baut sie keinen Mist. „Ich rufe Sarina mal an“ schlage ich der Mutter vor, in der Hoffnung, sie möge auch dran gehen.

Freitag, 14. November 2014

Hardcore

"100% Hardcore" steht auf der Bauchtasche, die im Körbchen mit den persönlichen Gegenständen des Festgenommenen liegt, und wenn man seine polizeilichen Erkenntnisse so liest, dann passt der Aufdruck bestens zu dem Typen in der Zelle. 
Die megacoole Jogginghose mit riesigem Aufdruck in altdeutscher Schrift, die Bauchtasche mit dem "ACAB" Aufkleber, die bullige Statur - unser Kunde lässt keine Zweifel aufkommen: Er ist einer von ganz Harten. Ein abgebrühter Typ, mit allen Wassern gewaschen, der sich von den Bullen sicherlich nicht beeindrucken lässt. Jetzt muss er in den Knast, aber allem Anschein nach ist das in seinen Kreisen wohl eher Auszeichnung als Makel.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Was man weiß und was man meint, zu wissen...

„Ach, die Bullen…die kommen doch eh immer erst, wenn es zu spät ist!“ schimpft einer bei Facebook, und mault weiter, dass wir „sicher erst die Pommes aufessen mussten“ bevor wir endlich zu der Schlägerei gefahren sind. „Da kann man am Boden liegen und verbluten und keiner macht was!“ Viele pflichten ihm bei. Manche relativieren. Andere schimpfen über Knöllchen und Abzocke und ich scrolle mich durch die Kommentare und mache mir meine eigenen Gedanken…

Sonntag, 21. September 2014

Björn

Als wir in dieser Nacht mit dem Streifenwagen unsere Runden durchs Dorf drehen sind die Bürgersteige schon lange hochgeklappt. Aber wer wird sich auch hier rumtreiben, wochentags bei schuppigen 13 Grad und Nieselregen? Ein junger Mann sitzt einsam am Busbahnhof auf einer Wartebank, die Hände zwischen den Oberschenkeln verborgen. Bis in ein paar Stunden der erste Bus kommt werden nicht nur seine Hände sondern ganz sicher auch die Füße kalt. Scheint gestrandet zu sein, der Gute.

Sonntag, 7. September 2014

Janis

Der Herbst ist da und weht, wie jedes Jahr, die ersten Blätter von den Bäumen. Außerdem bringt er uns die Kirmes ins Dorf. Nach dem wechselhaften Wetter der letzten Zeit ist das Kirmeswochenende passenderweise wunderbar sonnig und die Menschen strömen in die Innenstadt. Auf den Fahrgeschäften ist mächtig was los und heute, am Sonntag vor dem großen Abschlussfeuerwerk, soll als Höhepunkt der Festumzug stattfinden.

Mittwoch, 20. August 2014

Wo ist das Problem?

Na toll. Ich bin krankgeschrieben. 
Während alle Welt sich medienwirksam kübelweise Eiswasser über die Hirse schüttet sitze ich mit mittelschwerem Lagerkoller auf dem Sofa und erwische mich dabei, im Nachmittags-TV-Programm Kochshows zu gucken während ich bei Facebook meinen Freunden mit Genörgel über meinen lädierten Fuß auf die Nerven falle. Laufen tut weh, ich vermisse die ausgiebigen Hunderunden, im Kühlschrank ist nicht ein einziger Schokopudding mehr und wenn hier nicht bald irgendwas passiert werde ich mich zu Tode gelangweilt haben. Ehrlich!
Aber nicht nur ich horte einen ganzen Haufen unlösbarer Schwierigkeiten, auch die Protagonistin meiner heutigen Geschichte hatte es letztens schwer und wandte sich vertrauensvoll an ihre Polizei.

Sonntag, 3. August 2014

Och Opi...

"Machen Sie endlich das Fenster hoch, es wird jetzt laut!“ - Die Geduld meiner Kollegin neigt sich dem Ende. „Ach, junge Frau, das ist nicht laut.“ erwidert der Opi am Steuer des kleinen Geländewagens und winkt ab.
Ewig kann ich nicht mehr warten. Ich bin ein paar Meter vom Straßenrand die Böschung hoch gekraxelt und möchte das Reh, das sich verzweifelt von mir wegzuschleppen versucht, endlich von seinen Qualen erlösen. Wenn Opi jetzt dann mal sein Fenster hoch kurbeln würde, wäre die Gelegenheit.
Wir haben den Streifenwagen quer auf die Landstraße gestellt und die Kollegin hat den Verkehr aus der anderen Richtung angehalten… bis Opi kam, an der Fahrzeugschlange vorbeifuhr (warum auch warten, das machen ja schon die anderen) und die Nerven der Kollegin auf die Probe stellte.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Hilfreiche Tipps für Autofahrer (1) - Was ihr an Absperrungen wissen solltet

Ihr kennt das, es ist nachmittags um halb fünf, nach einem anstrengenden Tag auf der Arbeit wollt ihr nur noch eins: endlich nach Hause. 
Die Strecke könntet ihr im Schlaf nehmen, Schlaf wäre jetzt eh nicht verkehrt, aber erstmal müsst ihr ja noch durch den Feierabendverkehr. Heute ist der Stau an der Ampel irgendwie länger als sonst. Oh, da vorne blinkt Blaulicht. Wie nervig. Aber hilft ja alles nichts, da müsst ihr jetzt durch.
Auf der Fahrbahn hat die Polizei fleißig ihre Blinkleuchten und Hütchen verteilt und natürlich genau die Richtung gesperrt, die ihr immer nehmt. Naaaa klasse. Ihr müsst einen Umweg fahren, wenden oder kennt euch vielleicht doch nicht so gut aus. Also haltet ihr am Fahrbahnrand an und fragt freundlich den Kollegen mit der Kelle, wo's für euch langgehen könnte.

Möglicherweise ist der Kollege aber gerade auch im Gespräch mit einem seiner liebsten Kunden, der trotz Blinklichtern, gesperrten Abbiegespuren und Kelle schwingenden Polizisten erkannt hat, dass all dieser Aufwand für ihn doch wohl nicht gelten kann. Dieser Experte ist natürlich auch nicht langweilig rechts ran gefahren, er hält den sowieso zähen Verkehr auf und bugsiert sein Auto entschlossen zwischen den Hütchen durch, bis er ein mittelgroßes Chaos verursacht hat, denn er hat ein Anliegen. Und wenn nicht zum Durchfahren, wozu sollte da sonst eine zwei Meter breite Lücke zwischen den Hütchen sein?!
Während 98% der Autofahrer also murrend einen Umweg nehmen stellt unser Experte seine Expertenfrage und du wirst eventuell Zeuge einer der Top Fünf der schönsten, pfiffigsten und vor allem natürlich überzeugendsten Fragen und Argumenten, die mir je an Verkehrsabsperrungen vorgetragen wurden. Fragen, die jedes zusätzliche Chaos lohnen und die an keiner Absperrung fehlen dürfen.

Samstag, 12. Juli 2014

"Wie sind Sie denn auf MICH gekommen?"

Favorit heute: das deutsche Pfandsystem und dessen fleißige Nutzer. 

"Fahr bitte mal zur Tanke." lotse ich den Kollegen durchs Dorf: "Ich möchte Brötchen holen!" Die Nacht neigt sich dem Ende. In der Theke liegt eine stattliche Auswahl frisch aufgebackener Brötchen. Der freundliche Verkäufer hat mich netterweise in den Laden gelassen, damit ich in Ruhe aussuchen kann. 
Am Nachtschalter wartet schon der nächste Kunde, als sich hinter mir die Schiebetür wieder schließt und ich mein fettiges Schinken-Käse-Croissant zum Streifenwagen trage. Lecker!
Der hagere junge Mann am Nachtschalter scheint es nicht so gut getroffen zu haben wie ich. Er bringt nachts um vier eine klimpernde Plastiktüte Leergut weg, und seine enorme Fahne verrät mir, wo der Inhalt der der Pullen sich befinden dürfte. Von den paar Cent Pfand kriegt er wohl trotzdem kein Croissant... 
"Haste den Mann gesehen?" frage ich den Kollegen, als ich wieder im  Streifenwagen sitze: "Was der wohl für ne Party gefeiert hat, bei DEM Berg Leergut!". "Der ist mit dem Auto da, guck!" weist mich der Kollege auf einen Kleinwagen an einer der Zapfsäulen hin. 
Wir können es nicht fassen. Der junge Mann fährt doch nicht besoffen zum Pfand abgeben auf die Tanke, parkt schräg hinter einem Polizeiwagen, steigt angesäuselt aus, gibt einen Meter neben mir das Leergut ab und nimmt ernsthaft an, wir schnallen das nicht?!?!?!

Offenbar schon. 

Vielleicht liegt seine Blauäugigkeit aber auch daran, dass er vor dem Trinken auch gekifft hat. Sonderlich pfiffig ist die ganze Aktion jedenfalls nicht. 

Aber so hat er wenigstens ein letztes Mal mit dem Auto das Leergut weggebracht, bevor er jetzt sehr lange zu Fuß gehen muss...

Freitag, 13. Juni 2014

Platzverweis

Es ist Freitag. Das Wochenende beginnt, und damit auch ein kleines Stadtfest hier im Dorf. Bis zum Abend trinken die Gäste friedlich ihre Bierchen, essen Grillwurst und schauen in den Kneipen die erste Hälfte von Holland gegen Spanien. Ich möchte gern pünktlich Feierabend machen, dann schaffe ich es zum Anpfiff der zweiten Halbzeit aufs Sofa. Zwanzig Minuten soll der Spätdienst noch dauern, dann ist zumindest für uns heute Abpfiff. 
Dann allerdings, mitten der ersten holländisch-spanischen Halbzeit, schwindet meine Hoffnung auf einen pünktlichen Feierabend. Es riecht nach einer Verlängerung. Auf dem Fest hat es eine kleine Schubserei gegeben, der Sicherheitsdienst hat die Streithähne getrennt. Wir fahren hin, um die Anzeige aufzunehmen. Schade, das war's wohl mit dem Fernsehabend. Aber vielleicht sehe ich wenigstens das Ende des Spiels. Man wird ja genügsam.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Hauptsache, die Haare liegen

Ich habe euch einiges zugemutet in den letzten Postings, ihr habt jetzt einen Eindruck von meiner Arbeit, aber ich höre hier erst auf zu schreiben, wenn ich alles mal erlebt habe und ich vermute: das wird noch dauern.Gestern zum Beispiel hatten wir ein menschliches Drama zu bearbeiten, dessen Ausmaße mich völlig überforderten. Es war schrecklich. Und ich hoffe von Herzen, dass euch ähnlich Schreckliches nie, nie, niemals passiert. Besonders den Frauen!

Dienstag, 3. Juni 2014

Nachtschicht

Seid ihr bereit für noch eine bedrückende Geschichte? Und eine sehr lange dazu? Die längste bisher, fürchte ich. Eigentlich hatte ich mir erstmal ein paar lustige oder zumindest verrückte Stories vorgenommen, aber irgendwie stand mir der Sinn dann doch danach, euch meinen vermutlich bisher traurigsten Einsatz zu erzählen. Das geht nicht in drei Zeilen - vielleicht lest ihr das Posting ja trotzdem. Und wenn nicht, dann kommt bald das nächste. Ein fröhliches. Versprochen. 
Der besagte Einsatz, der mir bisher wohl am ärgsten in Erinnerung geblieben ist, liegt Ende August genau fünf Jahre zurück. Die Details dieser Nacht verlieren sich in meinen Erinnerungen langsam und verwischen zu einem traurigen Ganzen. Manche Bilder sehe ich noch deutlich vor mir, wenn ich die Nacht Revue passieren lasse. Bevor auch die sich Stück für Stück verabschieden, blicken jetzt gemeinsam zurück in den August 2009. 

In dieser Nacht mache ich nicht mit meiner Stammdienstgruppe gemeinsam Dienst, sondern helfe bei einer andern Schicht aus. Ich fahre mit dem Dienstgruppenleiter, einem ruhigen, besonnenen und vor allem empathischen Kollegen, und weil ich von Natur aus tierisch neugierig bin freue ich mich, die Kollegen besser kennenzulernen, die ich sonst nur von der Übergabe zu Dienstbeginn kenne.
Die Nacht ist für einen Sonntag ungewöhnlich trubelig. Das laue Wetter hat den Einen oder Anderen länger als üblich vor die Tür gelockt und so haben wir hier und da Streitigkeiten zu schlichten, bevor es um kurz vor drei hektisch wird. 

Sonntag, 1. Juni 2014

Vorbilder

Na, liebe Leserschaft, habt ihr Vorbilder? 
Die meisten vermutlich schon. Es müssen ja nicht die Beatles sein, Lothar Matthäus oder Angela Merkel. Vielleicht sind es ja auch euer Nachbar, der immer die Hecke so ordentlich stutzt, oder euer Chef, den so leicht nichts aus der Ruhe bringt?! Prinzessin Lillifee für die rosa Mädchen oder doch Lukas Podolski?!
Ich habe Vorbilder. Sie sind nicht halb so glamourös, dafür aber deutlich greifbarer als die Stars und Sternchen aus dem Fernsehen. Meine Mutter zum Beispiel ist ein tolles Vorbild, weil sie ihren Papierkram immer so gut im Griff hat und mit einem Blick in den Schrank den Beleg der vor zehn Jahren angeschafften Bohrmaschine für etwaige Reklamationen zückt. Oder meinen Vater, der mit der zehn Jahre alten Bohrmaschine alle paar Jahre meine Küchenschränke in neue Wohnungen hängt und nebenbei auch noch Abflussrohre, Terrassen und Lampen zusammenklöppelt. Wenn ich von Beiden noch ein wenig abschauen kann schrumpft bald der Papierstapel auf meinem Schreibtisch und in einem besonders gewissenhaften Augenblick lackiere ich vielleicht sogar die Rolladenkästen, kaufe Fußleisten und hefte anschließend die Quittungen ab. Wegen der Reklamationen. Ihr wisst schon. 
Ich kriege das jedenfalls heutzutage hin weil ich es mir immer abgucken konnte. Das Schrauben und das Heften… und so, so vieles andere auch...
Der junge Mann in meiner heutigen Geschichte hatte auch ein Vorbild, das ihm zeigen wollte, wie Erwachsene sich verhalten. Die Geschichte ist älter, aber das Thema ist immer aktuell.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Respekt

Es gibt schon freundliche Menschen...

Zum Beispiel den hier:


Wir stehen bei einer Verkehrskontrolle in der Stadt neben unserem Kunden. 

Auf der anderen Straßenseite geht ein älterer Mann vorbei und erklärt seinem Hund mit ernstem Blick und einem Fingerzeig in unsere Richtung: "Guck ma - GANZ fiese Menschen sind das! GANZ fiese! Geh ma un' piss die ma am Bein!"


Glücklicherweise musste der Fifi wohl gerade nicht so dringend. Ich hätte mit dem Herrchen auch nicht diskutieren wollen. 


Unfassbar. 

Mittwoch, 28. Mai 2014

Bei Manchen läuft's aber auch einfach

Favorit heute: ein junger Mann, der endlich sein Leben im Griff hat


Wir kontrollieren zwei Krawallkäppchenträger, die gerade noch vor uns weggelaufen sind. Seinen Rehaugen nach dürfte zumindest einer gerade noch gekifft haben. 

Der Kollege erkundigt sich und wird enttäuscht. 

"Nee. Keine Drogen mehr. Damit hatte ich genug Ärger. Ich bin jetzt auf einem gute Weg!" - "Okay. Wann haben Sie denn zuletzt gekifft?" - "Vor ner Stunde..."


Na, da sind wir doch alle froh, dass er seine Drogenvergangenheit lange hinter sich gelassen hat. 


Dienstag, 27. Mai 2014

Erstens kommt es anders...

Ich habe einen Text vom letzten Jahr heraus gekramt. Er ist ein bisschen anders als die anderen. Und er ist lang... dafür aber schnell.
Ich kann euch nicht verraten, wie die Geschichte weitergeht, weil ich von der Familie nie wieder gehört habe. Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen.
Na dann. Los geht's:

Stell dir vor, du bist Anfang fünfzig, dein ältester Sohn hat ein tolles Abi gemacht und studiert Jura in Münster. In den letzten Semesterferien genießt er einen Urlaub in den Bergen. Bei einem Ausflug in eine Grotte wird er mit seiner Freundin versehentlich eingeschlossen. In Todesangst versucht er im Dunkeln aus der Grotte zu klettern. Am nächsten Tag wird er gerettet. 
Um die Sache zu verarbeiten war er beim Psychiater. Er nimmt Tabletten, die ihm ganz gut helfen, seine Ängste bei Dunkelheit und Einsamkeit in den Griff zu bekommen. Nach einigen Wochen scheint das Schlimmste überstanden zu sein. Er ist zurück im Leben, trifft auch wieder Freunde.

Ein paar Monate später ruft dich die Freundin deines Sohnes aus Münster an. Seit dem Vorfall in den Bergen hat er sich verändert. Sie ist deinem Sohn in der Stadt begegnet. Er hatte keine Schuhe an und redete wirres Zeug. Zur Uni schafft er es nicht mehr. Er behauptet, er werde abgehört und verfolgt, sein Handy und ein paar andere Dinge, die ihm früher wichtig waren, hat er zerschlagen. Er wird ein Einzelgänger. Seine Freunde versuchen zuerst noch, ihn zum Psychiater zu bringen. Er schreit sie an. Das hat er noch nie gemacht. Langsam fürchten sie sich vor ihm. 
Ihr schafft es, ihn zurück zu euch nach Hause in sein Jugendzimmer zu holen. Vielleicht könnt ihr ihn überzeugen, sich helfen zu lassen. Könnt ihr aber nicht. Er dreht immer mehr ab. Neuerdings trinkt er viel Alkohol - natürlich nur harte Sachen.
Ihr traut euch nicht mehr ihm zu sagen, dass er krank ist. Er will es nicht hören und wird sofort laut. Sein Geschrei macht euch Angst.

Freitag, 14. März 2014

Grober Unfug

Jeder Einsatz, den die Polizei bearbeitet, hat einen gewissen Anlass. Die Bezeichnungen dazu kann der Kollege, der den Einsatz auf der Wache oder der Leitstelle annimmt, aus einer langen, langen Liste am Computer auswählen. 
Manche Stichworte sind bei den Kollegen deutlich beliebter, und mache Bezeichnungen auch deutlich konkreter als andere. Unter dem Stichwort "Vermisste Person" oder "Verkehrsunfall mit Personenschaden" zum Beispiel dürfte sich jeder etwas vorstellen können. 
Aber was ist "grober Unfug"?

"Och nö, wir haben voll viel Schreibkram - jetzt bitte nicht noch son Quatsch" nörgelt der Kollege, als wir zu einer älteren Dame fahren sollen. Angeblich hat man ihr Sche*ße vor die Tür gelegt. 
Ziemlich ekelhaft, sicher auch nicht in Ordnung - aber ob man da immer die Polizei braucht?! 
Wir werden sehen. Und riechen. 

Klingeln können wir jedenfalls olfaktorisch unbehelligt. Die Dame Ende 70 führt uns hinters Haus zur Hobbygarage ihres Sohnes. Auf dem Weg die letzten Stufen herunter zum Garagentor wird mir die Dimension ihres Problems klar, als ich die ersten Fliegen schwirren sehe. 
"Ach du Schei...." - "Ja. Da sagen Sie was. Und das ist schon das Zweite Mal!" erklärt die freundliche Omi mit einem Fingerzeig auf eine circa 3x2m große stinkende Pfütze. 
"Ist DAS ekelhaft!" Ich bin ernsthaft entsetzt und frage mich, wer hier seine Chemietoilette ausgeleert hat. Am Garagentor der Melderin. Mitten in einem Wohngebiet schwimmen auf 6qm kleine Häufchen in einer Mischung aus Wasser und Chemikalien...

Ich hoffe, der Täter wird noch ermittelt und die Dame bekommt wenigsten die Reinigungskosten ersetzt. 

Den Anlass haben wir übrigens noch geändert. Von "grober Unfug" zu "Unweltdelikt". 

Aber eigentlich ist es beides...

Sonntag, 16. Februar 2014

Favorit heute: loslachen, wenn es nicht passt... und dann nicht aufhören können

"Guten Morgen - ich weiß nicht ob ich bei Ihnen richtig bin!?" Die Dame am Telefon klingt um 4.20h fast wacher als ich. Freundlich sind wir aber beide: "Das finden wir jetzt heraus!"
"Gut. Also: ich möchte mich über diese dauernde Bummserei beschweren... [Pause] ...von den Bässen im Erdgeschoss. Das Punkerpärchen feiert da seit Taaaaagen per.ga.ment 'ne Party!"

Ich versuche, die Fassung zu wahren. Ne pergamente Punkerparty im Erdgeschoss. Heijeijei.
"Sie sind genervt von dem Lärm nebenan...?! Ok! Da sorgen wir mal für Ruhe. Wo ist das denn?" 
"Ja. Die feiern seit Tagen durch. Wirklich pergament."

Ok. Sie hat mich. So selbstbewusst sowas lustig falsches zu sagen finde ich schon bemerkenswert. In einem Brusston der Überzeugung. Die Kollegin, die gerade zufällig neben mir steht und das Gespräch mithört, flüstert 'Pergament?' - jetzt ist es passier: Ich pruste laut los. Menschlich verständlich aber in dem Augenblick  absolut unpassend, denn natürlich bekommt meine Anruferin mit, dass am anderen Ende der Leitung irgendwas nicht stimmt. Weder ich noch irgendwer hier im Raum ist in der Lage, ein Wort zu sprechen ohne loszulachen. Ich kapituliere und lege auf. Wie peinlich. 

Nachdem ich mich einigermaßen gesammelt und die Tränen getrocknet habe, kann ich die schlaflose Melderin zurückrufen. Sie hat es mir nicht übel genommen. 
Und als die Kollegen die Partybude erreicht haben ist auch schon Ruhe eingekehrt. 

Pergamente Bummserei - Ich kann nich mehr...


Donnerstag, 23. Januar 2014

Angeber

Zum Glück ist der Streifenwagen samt Blaulicht hoch genug und ich kann mich im Falle des akuten Lachanfalls bequem dahinter verstecken...

Zum Beispiel, wenn ich nachts um drei (Wir merken uns fleißig die Uhrzeit; vergessliche Leser machen sich bitte Notizen) einen Mann Anfang 40 angehalten habe und sich folgende Szene abspielt: 

Der äußerst gepflegte Mann steigt aus seinem weißen BMW Kombi. Der Kollege spricht ihn an und irgendwie stellt sich heraus, dass er "früher" mal mit Drogen zu tun hatte. Das macht uns natürlich neugierig und unser Kunde ist gern bereit, vor Ort einen Schnelltest zu machen. Dazu pinkelt er (nach einigen Minuten klappt es dann auch) in einen Becher, wir träufeln ein wenig Urin auf einen Teststreifen und in Null Komma Nix ist klar: Heute darf er weiterfahren. 
Nachdem er sich mit dem Pinkeln ein wenig schwer getan hat und wir die Wartezeit mit einem nicht ganz so erfolgreichen Konzentrationstest überbrückt haben ist er sichtlich froh über das Testergebnis. Soooo lange scheint der letzte Konsum wohl doch nicht her zu sein. 
Interessiert schaut er sich den Test an und fragt uns detailliert aus, was denn die vielen kleinen Linien bedeuten, die auf dem Streifen erschienen sind. Am Ende möchte er den Test sogar mit nach Hause nehmen
"Können Sie machen, ist ja Ihr Urin" sagt der Kollege mit einem Zwinkern und drückt ihm das Stückchen Kunststoff in die Hand. Der Kunde grinst zufrieden und stößt mich freundschaftlich in die Seite: "Soll ich Ihnen mal was sagen?!" - "Hm?" - "Wenn ich ganz ehrlich bin... [sein Blick wandert auf die Uhr. Kommt jetzt noch das große Drogengeständnis?] "Ich habe heute seit 23:00 Uhr die ganze Zeit Sex gehabt!" Äh. Was sagt man da? Gratuliert man? Oder fragt man vorsichtig, warum er dann jetzt auf dem Weg nach Hause ist?  Was wirklich Passendes will mir nicht einfallen.

"Ja: Hut ab! Das ist aber kein Schwangerschaftstest gewesen!" versuche ich irgendwie zu begründen, dass ich gleich fürchterlich lachen werde, schnappe mir den Test noch mal und zeige auf die Streifen: "Obwohl... doch: Es wird ein Mädchen!"

Jetzt aber nix wie hinters Auto. Losprusten. 

Er hatte eine und ich wünsche euch eine:
Gute Nacht


Mittwoch, 22. Januar 2014

Die lieben Kleinen

Als uns der Ruhestörer die Tür zu seinen 30qm Rumpelbude öffnet weiß ich: Bleiben möchte ich hier nur so lange wie unbedingt nötig.
Sein Nachbar fühlt sich durch lautes Gepolter im Hausflur gestört. Jetzt, gegen 23.50 Uhr, möchte er langsam schlafen.
Der Ruhestörer trägt den leichten Bieranzug, hat locker auf 25°C geheizt und außer seiner Frau auch noch einen Mann Anfang 20 und dessen jüngere Schwester zu Gast.
Die zieht sich, als wir kommen, gerade im Bad um. Angeblich ist sie 15 und übernachtet heute hier.
Hier, das ist ein Wohnzimmer, auf dem man kaum einen Fuß auf die Erde kriegt, ohne gegen irgendwelche schmutzige Kleidung, leere Flaschen oder anderen Hausrat zu treten. Aber groß bewegen wollte sich wohl eh länger niemand. Lieber sitzen die vier um ihren gekachelten Couchtisch, trinken Hochprozentiges aus großen Gläsern und spielen Karten. Und sie rauchen. Viel. Was die warme Luft nicht gerade angenehmer macht.
Unser Bauchgefühl sagt uns, dass hier über die Ruhestörung hinaus noch was im faul ist.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Kein Einschreiten

Ich bin wieder Menschen begegnet und weiß nicht, wie ich euch davon berichten soll.
Zappen wir also mal in eine neue Folge "Mitten im Leben!". Sie spielt im Spätdienst gegen 20.00 Uhr mitten in unserem Dorf.

Sonntag, 5. Januar 2014

Ungewollt ehrlich

Ein frohes neues Jahr wünsche ich euch! 

Ich hoffe ihr habt lecker gegessen, das Raclette wieder einigermaßen sauber gekriegt, das Konfetti aus dem Wohnzimmerteppich gepult, ein paar Raketen gezündet, dabei nicht Nachbars Hecke in Schutt und Asche gelegt und bestenfalls sogar nette Menschen getroffen - also nicht mit den Raketen... ach, ihr wisst schon... was man eben so macht, bevor man einen neuen Kalender anfängt.