Sonntag, 13. Oktober 2013

Kommissar Zufall steht im Wald

Der Herbst ist da, und was liegt näher, als bei Tee, Keksen und Wärmflasche gemütlich auf der Couch ein paar Zeilen hier einzuhacken?!

Da mir in den letzten Tagen nichts passiert ist, was sich vom alltäglichen Wahnsinn ausreichend abgehoben hätte um hier erzählt zu werden, behelfe ich mir mit einer älteren Begebenheit. 

...und die geht so:

Ein Nachtdienst im Frühjahr. Das Wetter ist endlich mal wieder lau und so verlegen unsere Kunden langsam ihr Leben nach draußen. Für uns heißt das, dass die Einsatzbelastung zunimmt und wir in dieser Nacht zwischen Streitigkeiten, Ruhestörungen und was auch immer hin und her tingeln. 
Der Kollege, mit dem ich unterwegs bin, möchte schon seit mindestens einer Stunde die Wache anfahren; er muss mal für kleine Gesetzeshüter, aber irgendwie kommen wir nicht so recht dazu. Jetzt, da sein Problem langsam zu drängen beginnt, kommt ein Nachbarschaftszwist dazwischen.  Auf dem Weg dorthin fährt der Kollege plötzlich von der Bundesstraße auf einen abgelegenen Schotterparkplatz.

"Die Nachbarn müssen einen kleinen Moment warten. Ich muss mal." raunzt er, springt aus dem Streifenwagen und hat sich in den nahen Wald verdrückt. Zum Glück besteht hier nicht die Gefahr, dass uns - bzw. ihn - hier irgendwer beobachten könnte. Was sollen denn bitte die Leute denken?! Aber was raus muss, muss raus. Und so mitten im Wald... na, wollen wir mal nicht so streng sein...

David (so nennen wir ihn einfach mal, eigentlich heisst er anders, aber bevor er jetzt noch Ärger bekommt, wegen wilden Urinierens...) ist nicht mehr zu sehen. Zu hören glücklicherweise auch nicht... ;-)

Ich lasse meine Gedanken schweifen. Am anderen Ende des Waldparkplatzes rascheln Tiere im Gebüsch. Sicher Rehe - hoffentlich keine Wildschweine. Die sind mir ja nicht so lieb... Langsam könnte David wiederkommen... Warte... Da sind doch Leute. Ich kneife die Augen zusammen und konzentriere mich. 
In gut 200 Metern Entfernung huscht eine Gestalt aus Richtung Straße zu einem Auto, oder ist es ein Lieferwagen? Dann kommt der nächste. Schatten Nummer eins ist schon wieder zur Straße verschwunden. Was machen die da? Und wo bleibt David? 
"Daaaaaaaaavvvvvviiiiiiiiid, Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaavvvvviiiiiiiiiiiiiiiiiid!" ich rufe flüsternd durch sein offenes Fahrerfenster. Er hört mich nicht. Ich versuche es ein wenig lauter, die Schatten rennen noch immer hin und her. Gehört haben sie uns wohl nicht.

Auf der anderen Straßenseite ist ein Schrottplatz. Beobachte ich gerade Schrottdiebe auf frischer Tat, während der Kollege gemütlich und nichts ahnend im Wald austreten ist?! Kannjawohlnichtwahrsein!

Da kommt David endlich zurück. Ich zische ihn an: "Niiiicht die Tür schlagen. Nichts sagen. Da: Guck mal!" Jetzt sitzen wir zu zweit im dunklen Auto und starren in die Nacht. 
Die Personen sind kurz verschwunden. Wir melden der Leitstelle wo wir sind (zum Glück fragt niemand, was wir da wollten) und dass wir verdächtige Beobachtungen machen. Aus dem Nachbarort kommt ein zweiter Wagen als Unterstützung.

Als sie wieder auftauchen, schlagen sie die Heckklappe zu und steigen in den Wagen. Licht geht an. Wir schalten auf Festbeleuchtung und können kurz darauf vier Kleinkriminelle festnehmen und einen Kleintransporter voller Schrott sicherstellen.
In der Anzeige habe ich die Entstehung der Situation etwas anders formuliert. Sinngemäß dürfte da stehen: "Am... um... befuhren wir im Rahmen der Streifentätigkeit den Parkplatz an der XY-Straße..."

Wenn ihr also mal in den einsamsten Wäldern Streifenwagen entdeckt, nicht wundern: Das sind die Kollegen, die diese Geschichte kennen und auf Unterstützung von Kommissar Zufall hoffen. 



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